Hue 27.12.09 - 01.01.10

Nach der interessanten Reise im Nachtzug, welchen ich in Hanoi bestiegen habe, erreichte ich nur ganz leicht übermüdet in Hue. Erstmal tief durchatmen, denn hier war kein Smog, kaum Autos und auch die Anzahl Motorradfahrer (nur ca. 50 auf 20m2) war verglichen mit Hanoi gering. Waren und Dienste jeglicher Art werden einem auch hier ungefragt angeboten, aber weniger häufig als in Hanoi. Die Stadt ist geradezu klein, man findet was man braucht (sofern es vorhanden ist) und dem Orientierungssinn kann man auch eine Pause gönnen. Keine Stadt für Nachtmenschen, denn um 22:00 ist Finito, Schicht, behördlich verordneter Feierabend. War auch am Abend des 31. Dezembers so. Bis 22:00 wurde im Nobelhotel nebenan live gesungen was das bemitleidenswerte Mikro hergab, begleitet von wummernden Bässen und schlecht gespieltem Keyboard. Hatte mich schon darauf vorbereitet mit zu feiern, denn an Schlaf wäre da nicht zu denken gewesen. Aber gründlich geirrt! 2 Stunden vor Jahreswechsel wurde es leise und von Silvesterabend war nichts mehr zu hören und sehen. Der Grund meines Aufenthaltes in Hue waren deren zwei:

 

The Citadel

Hue war einst Hauptstadt und Residenz des Kaisers. In der Citadel lebte und regierte er. Der äussere Ring besteht aus einer dicken Mauer und Wasser (wie die Burggräben bei uns). Innerhalb dieser Mauer sind Tempel, Pagoden, Häuser der Bediensteten etc. Innerhalb dieser ersten Mauer ist eine zweite Mauer, hinter derer der Palast, Regierungsgebäude und anderes ähnlich wichtiges Zeugs ist. Und innerhalb dieser Mauer ist dann noch eine Citadel (Mauer), die Forbidden City, Wohnort des Kaisers. Tönt alles recht interessant und freute mich auf die Besichtigung. Schade nur, dass ca.60% der Gemäuer nur noch irgendwo in tiefem Gras ca. 5 cm aus der Erde ragen, 20% gerade renoviert werden und für die restlichen renovierten 20% kann man sich dann auch nicht mehr grossartig begeistern. Und in dem Tempo, in welchem die renovieren, werden vielleicht unsere Ur-Ur-Urenkel die volle Pracht geniessen können.

 

Demilitarisierte Zone

Diese liegt nördlich von Hue. Nachdem die Franzmänner ihr Fett in Vietnam abbekommen hatten, wurde entlang des Flusses Ben Hai eine demilitarisierte Zone erstellt. Diese Zone wurde dann so eine Art natürliche Front im amerikanischen Vietnamkrieg. Obwohl ich über 12 Stunden (davon die meiste Zeit im Bus) unterwegs war gab es nicht mehr viel zu sehen. Einige Relikte findet man im Museum von Khe Sanh, ehemaliges Lager der Amis. Dieses Camp wurde vermutlich als Ablenkungsmanöver von den Nordvietnamesen angegriffen, eine Schlacht welche auf Seiten der Amis und Ihrer Verbündeten ca. 500 Tote und auf Seite des Vietcongs über 10'000 Tote und zahlreiche zivile Opfer forderte. Die Amerikaner bezeichnen es noch heute als „Khe Sanh Hell“. Im Museum hängen einige alte schwarzweiss Aufnahmen auf welchen zu sehen ist wie die Amis panikartig vor den einschlagenden Bomben davonrennen und Schutz suchen. Sehr eindrückliche Aufnahmen, man spürt richtig die Furcht und Angst der Soldaten beim betrachten der Bilder. „Höhepunkt“ der Tour sind die Vinh Moc-Tunnel. Die Einwohner des Dorfes Vinh Moc hatten das Pech ziemlich an der Front zu leben. Und um die Dauerbombardierung der Amis zu überleben, haben sie ein Tunnelsystem das bis zu 23 Meter tief und 3 Ebenen enthielt mit einfachstem Werkzeug gebaut, in welchem sie bis zu 10 aufeinanderfolgende Tage lebten und welches dem Vietcong auch als Basis und Verbindungszentrum diente. Zehn Tage! Ich hätte es keine 24 Stunden ausgehalten. Saueng, unglaublich drückende Hitze und wenn man sich dann noch das permanente Donnern und erzittern der Erde durch die Bomben vorstellt.... Desweiteren hat man während der Tour auch gesehen wieviel Land durch Herbizide wie Agent Orange (es gab auch purple, blue, white, pink, green) zerstört wurde. Einige Flächen haben sich bis heute nicht mehr erholt und auf den anderen sind nun Jungbäume angepflanzt. Ein Blick über die Täler und man sieht sofort, was ursprünglicher Dschungel ist und was neu bepflanzt wurde. Und dies sind riesige Flächen, welche neu kultiviert wurden! Inzwischen ist die Zone so gut wie frei von Mienen, jedoch sollte man, sofern man genug blöd ist die Wege zu verlassen, immer noch gut schauen wo man hintritt sonst reiht man sich eventuell zur Liste der zahlreichen Mienenopfer.

So, genug Geschichtskunde, hier die Pics