Fazit zu Vietnam oder kurzum Good Night, Vietnam

Nun ist nicht ganz ein Monat vergangen, seit ich Vietnam verlassen habe. Ich habe mir extra Zeit gelassen mit diesem Fazit. Mal alles in Ruhe verarbeiten und mit ein bisschen Abstand sehen die Dinge dann meistens ein wenig anders aus und man betrachtet das Ganze auch etwas differenzierter.


Sorry, aber auch jetzt kann ich die Dinge nicht positiver sehen. Auch unter Berücksichtigung der dortigen Lebensumstände und der Vergangenheit; zuviele Punkte gehen schlichtweg nicht oder sind inakzeptabel und mit der Zeit nur noch mühsam.


Das ewige, meist unfreundliche angequatscht werden von Händlern und meiner Lieblingsspezie den „Hey man, motobike"-Typen. Das war kein Fragen ob man was kaufen will, dass war ein angebellt werden. Und der Umstand, dass die Leute vom Tourismus leben wollen, aber anscheinend nicht bereit sind auch nur die einfachsten Sätze Englisch zu lernen, gibt mir zu denken und lässt sich interpretieren wie man will. Dies geht nahtlos mit der Tatsache einher dass nicht wenige Sehenswürdigkeiten, welche sie gross anpreisen in schlechtem Zustand sind und auch nicht wirklich gepflegt werden. Landschaftlich hat Vietnam einiges zu bieten, würde nicht überall Müll rum liegen. Abfallkübel sind rar gesät, es wird einfach mal Alles auf den Boden geworfen. Dass angepriesene Leistungen oft leider nicht dem Gebotenen entsprechen, ist nur ein weiterer unangenehmer Punkt. Okay, dadurch lernt man dann die positiven Ausnahmen mehr zu schätzen.


Ein weiterer sehr unangenehmer Punkt war, dass man ständig aufmerksam bleiben musste, wenn es um Geld ging. Rückgeld immer und überall genau kontrollieren, Preise vorgängig vergleichen, in den Supermärkten schon mal im Kopf ausrechnen wieviel in etwa der Totalbetrag sein wird denn komischerweise waren die Preisanzeigen an den Kassen meistens defekt. Bei Touren und Transport immer genau abklären was im Preis enthalten ist, denn sonst wird plötzlich der kleinste Scheiss noch extra berechnet. Märten (für nicht Schweizer: feilschen) ist in Vietnam normal, kennt man auch von anderen Ländern und meistens ist es auch eine amüsante Sache, es wird diskutiert, gescherzt und gelacht und am Ende sind beide Parteien zufrieden. In Vietnam ist das eher die Ausnahme. Meist wird der Deal von Seiten des Verkäufers mit einer Kampfmiene durchgezogen, aggressiv gestikuliert und ich will gar nicht wissen, was sie sich jeweils erzählt haben, wenn man den Stand oder Shop verlassen hat ob mit oder ohne Kauf.


Es geht mir nicht darum, ein paar Rappen (Cent für Euro-Bürger) einzusparen, resp. geizig durch die Welt zu reisen. Nein, es geht darum wie sich die Leute mir gegenüber verhalten. Wer mir ohne Anstand und Respekt sowie fehlender Ehrlichkeit was verkaufen will, kann mir gestohlen bleiben und muss sich nicht wundern wenn ich ihn genau so behandle.


Das Positive? Tiefe Lebenskosten, die Natur wenn sie nicht zugemüllt ist, das Mekong Delta und Halong Bay, Menschen und Dörfer abseits und weit weg der Touristenstädte sowie das Essen.


Hatte ich einfach nur Pech oder habe ich das Alles nicht mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit über mich ergehen lassen? Dachte ich am Anfang auch aber nach zahlreichen Gesprächen mit anderen Reisenden (alte, junge, Männer, Frauen, feudal Reisende, Backpacker, Strandtouris, Weltenbummler) stellte ich fest dass es fast Allen so ging und auch denen die Gelassenheit mit der Zeit abhanden kam.


Ob ich Vietnam als Feriendestination empfehle? Nein, nehmt die Mehrkosten fürs Flugticket und die paar Stunden mehr Flug in Kauf und fliegt nach Taiwan. Dort stehen die Chancen um einiges besser dass man am Ende der Ferien gutgelaunt und erholt abfliegt.


Sollte dieses Fazit jemandem sauer aufstossen: tja Pech, dies waren meine Eindrücke und Erfahrungen und ich kann sie leider nicht ändern.